Der Texttreff, das großartigste Netzwerk der Welt, hat eine ebensolche Tradition: das Blogwichteln. Ähnlich wie beim Geschenkewichteln bekommt man Schenkerin und zu-Beschenkende zugelost. In diesem Jahr habe ich das erste Mal teilgenommen und gleich mit Katja Angenent eine wunderbare Autorin "gezogen". Sie bloggt über ein wichtiges aktuelles Thema: Nachhaltigkeit. Lest selbst!
Übrigens: Meinen Blogwichtel für Gesa Füßle findet ihr hier.
Spätestens seit der Fridays-for-Future-Bewegung wird Umweltschutz nicht mehr nur auf politischer Ebene, sondern auch in privaten und beruflichen Kontexten thematisiert. Wie lässt sich die Umwelt konkret schützen, ohne auf etwas zu verzichten? Zehn Ideen für den Büroalltag.
Sieht öko aus statt repräsentativ? Nicht unbedingt. Das Papier ist - je nach Weißgrad - nicht von gewöhnlichem zu unterscheiden. Aber der Nutzen für die Umwelt ist enorm: „Bei der Herstellung wird nur die Hälfte an Energie und zwischen einem Siebtel bis einem Drittel der Wassermenge von Frischfaserpapier eingesetzt. Da jede/r Arbeitnehmer/in pro Tag durchschnittlich 25 Seiten druckt und somit pro Jahr bei 228 Arbeitstagen etwa 5.700 Seiten Papier zusammenkommen, ist das Einsparpotenzial erheblich“, schreibt das Umweltbundesamt.
Am besten ist es natürlich, zusätzliche Ressourcen wie Papier erst gar nicht zu verbrauchen, wenn der Rechner ohnehin läuft. Denn für jeden Bogen Papier ist irgendwann mal ein Baum gefällt worden. Bäume brauchen wir aber, denn sie speichern CO2. Greenpeace und die ETH Zürich haben herausgefunden: Je älter unsere Bäume werden dürfen, umso mehr CO2 speichern sie. Wer die Umwelt schützen möchte, achtet darauf, nicht unnötig Dokumente oder E-Mails auszudrucken und fragt sich jedes Mal vor dem Bestätigen der „Drucken“-Taste: Könnte man das nicht auch am Rechner lesen? „E-Mail-Ausdrucker“ ist nicht umsonst eine Beleidigung.
Neben Druckerpapier aus Recyclingfasern kann man Recycling-Klopapier, Recycling-Küchentücher und Recycling-Taschentücher (letztere gerne auch in der umweltfreundlicheren Pappbox statt zu Zehnerpacks in Plastik) nicht nur für zu Hause, sondern auch fürs Büro kaufen (zum Beispiel bei dm). Auch Blöcke und Stifte gibt es in umweltfreundlichen Varianten (zum Beispiel bei Memo). Warum nicht mal mit der Einkaufsabteilung über klimaschonende Produkte sprechen? Und nein, „Das haben wir schon immer so eingekauft“, ist kein Argument ...
Wir alle kennen die leidige Diskussion um die Coffee-to-go-Becher. Ja, die Dinger sind praktisch. Aber sie machen so viel Müll! Wer statt Einweg- seinen Mehrwegbecher mitbringt, schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel, denn der bekommt das Getränk oft noch ein wenig günstiger. Und beim Kaffee zum Mitnehmen hört es nicht auf: Auch Snacks und Essen für die Mittagspause ist oft doppelt und dreifach in Plastik verpackt. Warum eigentlich? Die Lösung: Solche Waren im Supermarkt mal einfach links liegen lassen und stattdessen am Vorabend den Lieblingssalat zubereiten und ab in einen Mehrwegbehälter damit. Die Kolleginnen und Kollegen werden ganz bestimmt neidisch! Mal ehrlich: Das Plastikzeug aus dem Supermarkt schmeckt doch niemals so gut wie selbst gemacht …
Kleine Umstellung, große Wirkung: Die ständigen Begleiter im Büro gibt es für einen geringen Aufpreis in jedem Supermarkt auch in bio und fair.
Ja, richtig gelesen. Gekauftes Mineralwasser muss vom Abfüllort aufwändig ins Büro gebracht werden. Die Abfüllung und der Transport sind mit hohen Energiekosten verbunden. Eine Übersicht über diese und weitere Mineralwasserfakten gibt es bei Utopia.de. Die Alternative hingegen kostet fast nichts und ist viel gesünder: Leitungswasser. Das darf in wunderschönen Karaffen auch getrost im Kundenmeeting aufgetischt werden. Wer in Besprechungen auch kohlensäurehaltiges Wasser anbieten möchte, kann mit einem Wassersprudler arbeiten.
Wer in der Mittagspause mal auf die Currywurst zur Pommes verzichtet, tut sich selbst und dem Klima etwas Gutes. Blumenkohlcurry, Pasta Al‘Arrabiata oder Falafel-Wrap: es gibt viele leckere Gemüsegerichte!
Bereits eine einzige Fleischmahlzeit pro Woche weniger bringt enorm viel, sagt die Umweltorganisation WWF. Und gesünder ist das grüne Essen auch, wie zahllose medizinische Studien belegen. Der amerikanische Arzt und Autor Dr. Michael Greger hat die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema pflanzenbasierte Ernährung in seinem Buch „How Not to Die“ anschaulich zusammengefasst. Lesen ist langweilig? Videos gucken geht auch. Ach ja: Gegen Mittagstief und Heißhunger hilft Obst im Büro mindestens genauso gut wie Gummibärchen. Oft ist es nur eine Frage der Vorbereitung, sich gesünder, klimafreundlicher und nährstoffreicher zu ernähren.
Ja, es stimmt: Im Büro zahlen wir die Kosten für Heizung und Strom nicht selbst. Aber ist das wirklich ein Grund dafür, bei laufender Heizung zu lüften oder die Bürotür den ganzen Tag sperrangelweit aufstehen zu lassen? Auch den Rechner kann man einfach herunterfahren, wenn man in die Mittagspause oder den Feierabend geht. Das tut gar nicht weh.
Natürlich sollen sich alle im Büro wohlfühlen. Wer nicht gerne friert, kann mittels intelligenter Heizungsventile dafür sorgen, dass eine vorab eingestellte Temperatur gehalten, aber nicht überschritten wird. Die Ventile lassen sich zusätzlich so programmieren, dass die Heizung nachts und am Wochenende automatisch weniger heizt. Mit diesen praktischen Helfern spart man nicht nur Energie, sondern muss als letzte/r im Büro auch nicht mehr kontrollieren, ob wirklich alle Heizungen heruntergedreht sind.
Kohleverstromung ist so 1980er, nicht wahr? Dennoch laufen die meisten Rechner, Beamer und Telefone in Büros mit dem Standardstrom aus der Steckdose, der neben Kohle auch oft noch aus Kernenergie gespeist wird. Das muss aber nicht sein. Ein Anbieterwechsel ist heute schnell und unkompliziert. Echten Ökostrom, bei dem der Gewinn auch tatsächlich in den Ausbau der erneuerbaren Energien gesteckt wird, bieten zum Beispiel Greenpeace Energy oder die EWS Schönau.
Noch so eine Tatsache, die eigentlich allen bewusst ist: Wer das Auto stehen lässt (oder sich erst gar keins anschafft), und stattdessen mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, schont Umwelt, Nerven und Geldbeutel, während er oder sie gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit tut. Trotzdem wird das Auto noch immer vor allem für kurze Strecken genutzt: „Die Hälfte der mit dem Auto zurückgelegten Wege in Deutschland ist kürzer als fünf Kilometer“, hat der ADFC herausgefunden. Also wird das Blechmobil vor allem in den ohnehin schon chronisch überlasteten Innenstädten benutzt - und das für Fahrten, die ohne Schwierigkeiten auch mit dem Rad zurückgelegt werden könnten.
Es ist wirklich ganz einfach: Vor jedem Flug prüfen, ob die Reise auch per Bahn oder Bus möglich wäre. Reisen in europäische Hauptstädte sind zum Beispiel mit der Bahn oft schneller, wenn man die Anreisezeit zum Flughafen, die Wartezeit und die erneute Reisezeit vom Flughafen zum Hotel mit einrechnet. Fliegen verursacht nicht nur mehr CO2 als andere Reisearten, es gelangt auch direkt in die empfindliche Atmosphäre. Wissenschaftliche Fakten dazu finden sich zum Beispiel bei Atmosfair.
So, das waren schon zehn Tipps. Aber huch, Sie sind ja immer noch da!
Das freut mich! Und weil Sie offenbar wirklich am Thema interessiert sind, gibt es an dieser Stelle noch ein paar Zusatztipps:
Wenn es im Business gut läuft, erhalten treue Kunden und engagierte Mitarbeitende gerne mal Geschenke. Das ist eine nette Geste und freut alle. Aber statt des Amazon-Gutscheins darf es aus Umweltsicht auch gerne ein Präsentkorb aus dem Bioladen sein, eine wiederverwertbare Trinkflasche oder ein Gutschein für den nächsten Radladen. Klingt erst mal ungewohnt? Ist es. Bringt aber auch nachhaltige Freude, ohne dass Arbeitende in Billiglohnländern und die Fahrer hierzulande ausgebeutet werden.
Weihnachtsfeiern und Firmenfeste gehen im Steakhaus natürlich immer. Die umweltfreundlicheren Alternativen: Das Bio- oder regionale Restaurant. Der Aufpreis ist, wenn überhaupt vorhanden, gering. Umwelt und Tiere freuen sich, wenn das Fleisch nicht aus Argentinien und das Gemüse nicht aus Ägypten, sondern aus Deutschland kommt und hier weitestgehend ohne Pestizide und Qualzucht hergestellt worden ist.
Setze Sie diese Liste doch einfach fort. Welche zehn weiteren Punkte fallen Ihnen ein? Vielleicht machen Sie bei der nächsten Gruppenbesprechung auch zum Thema Umweltschutz im eigenen Unternehmen ein Brainstorming? Bestimmt fällt Ihnen gemeinsam noch viel mehr ein, das Sie tun können.
Jetzt ist aber wirklich Schluss – zumindest mit diesem Text; mit Ihrem Klimaschutz hoffentlich noch lange nicht! Viel Freude und Erfolg beim Umsetzen!
Katja Angenent ist freie Journalistin und Autorin. Seit sie im Kindesalter vom grünen Pfälzer Wald in die autozentrierte, graue Innenstadt von Duisburg gezogen ist, sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz ganz selbstverständlich Teil ihres täglichen Handelns geworden. Auf NRW Alternativ schreibt sie über Ausflüge in Nordrhein-Westfalen abseits von Shoppingtrips und Freizeitparks.