- Dieser Artikel von Ute erscheint im Rahmen der Blogparade Gemeinsam Großes bewirken – Blogparade für Projekte, die die Welt ein Stückchen besser machen
In Brasilien gibt es den ausgedehntesten Regenwald und die größten Süßwasserreserven der Welt. Nirgendwo sonst kann ein Baum so gut und so schnell wachsen wie hier. Aber auch nirgendwo sonst fallen so viele Bäume der Kettensäge und dem Feuer zum Opfer. Eine kleine NGO forstet auf.
Hier, in Ilhéus, Bahia, an der brasilianischen Atlantikküste, pflanzen Polly und Anatol nicht nur sehr viele Bäume, sondern sie schaffen einen Agroforst, auf portugiesisch Agrofloresta. Ein Agroforst ist ein landwirtschaftlich nutzbarer Mischwald – das bedeutet, im Schatten der Bäume wachsen Nutzpflanzen wie Kakao, Pfeffer, Bananen, Açaí, Maniok und Ananas.
Dabei greifen sie auf das uralte Wissen indigener Völker zurück. Die Pflanzen werden so angeordnet, dass sie sich gegenseitig unterstützen und fördern. Anders als bei konventioneller Landwirtschaft nimmt die Fruchtbarkeit des Bodens dabei stetig zu, und auch die Süßwasservorräte des Bodens können Dürre und Klimaerhitzung besser trotzen.
Es gibt also keinen wirtschaftlichen Grund mehr, die Bäume zu fällen, im Gegenteil: je länger der Agroforst wächst, desto höher wird sein Ertrag. Dies schützt den neuen Agroforst vor Brandrodung und Abholzung.
Alles fing 2020 mit wenigen Parzellen auf gerodetem und ausgelaugtem Regenwaldboden an. Inzwischen erstreckt sich der Agroforst in Ilhéus über 2 Hektar (oder knapp 3 Fußballfelder). Durch die wachsende Humusschicht wird im Agroforst CO2 nicht nur in den Pflanzen, sondern auch im Boden gespeichert, was eine aktuelle Messung eindrucksvoll zeigt. Auch die Artenvielfalt ist im Agroforst deutlich höher als in einer Monokultur.
Nicht zuletzt ist der soziale Aspekt wichtig: Polly und Anatol arbeiten zusammen mit den Menschen vor Ort und konnten schon einige Mitarbeitende fest anstellen. Für freiwillige Helfer*innen aus Europa und Bäuer*innen aus der Umgebung, die das Konzept Agroforst erlernen möchten, gibt es sogar eine Gästehütte.
Polly stammt aus Brasilien und hat Filmkunst studiert. Heute pflanzt sie Bäume in die Erde, auf der sie geboren ist. Anatol kommt aus Köln, hat Regionalstudien Lateinamerikas studiert und lebt seit einigen Jahren in Brasilien.
In Köln gibt es inzwischen den Verein „Klimaretten e.V.“, der Spenden sammelt und Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Mehr als tausend Menschen unterstützen die Initiative schon, zum Beispiel mit Patenschaften für einzelne Bäume oder kleine Parzellen.
Im Sommer 2022 waren die beiden and mehreren Orten in Deutschland, um ihr Projekt vorzustellen und erste Produkte wie Kakao, Pfeffer und Luffaschwämme zu verkaufen. Allerdings nur in kleinen Mengen, denn für die Verarbeitung sind sie aktuell noch auf Dienstleister angewiesen.
Ihr nächstes Ziel ist daher, eine Manufaktur aufzubauen, um eigenverantwortlich Produkte herstellen zu können, mehr Gewinn aus ihrer Ernte zu ziehen und so das Projekt weiter zu finanzieren. Dafür haben sie ein neues Crowdfunding gestartet. Mehr Infos zum Crowdfunding gibt es hier.
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